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Rotkäppchen an der Karlsquelle

von Andreas Lindemeier nach Informationen des Hardegser Verschönerungs- und Heimatvereins

Der Hardegser Märchengrund wurde im Sommer 2021 dank des Engagements des Verschönerungs- und Heimatvereins Hardegsen erneut zum Leben erweckt. Er ist wieder ein lohnendes Ausflugsziel in unmittelbarer Nähe der Stadt.

Märchengrund (Signatur li_1107)

Der Märchengrund liegt an der Karlsquelle am Ende eines idyllischen, beinahe einen Kilometer langen Wiesentals, das gegenüber dem Wildpark in das breite Espoldetal einmündet. Die Quelle befindet sich am Hang unterhalb der 382m hohen Steimke. Sie wurde mit Steinen eingefasst und erhielt 1888 ihren Namen nach dem Gründungsmitglied des Hardegser Verschönerungs- und Heimatvereins, Carl Menshausen. 1921 wurde an der Quelleneinfassung unter Anleitung des Steinmetzes Knoke ein Löwenkopf angebracht, der aber leider später mutwillig zerstört wurde.

Fremdenverkehr (Signatur li_1070)

Dieses kleine Karlsquellental im Eselsgrund entwässert den östlichen, aufgewölbten Solling um Hardegsen ringsum zusammen mit der Steeklersbeeke, der Lunau und der Steimke kurz vor dem Tunnel nach Ertinghausen, benannt nach dem Berg aus dem das Rinnsal entspringt. Es sind kleine typische Sollingtäler, die strahlenförmig aus dem Buntsandsteinmassiv des Sollings laufen und immer landwirtschaftlich als Wiesen- und Weideflächen genutzt wurden.
Der Wechsel von dichten Laubwäldern und kleinen Wiesentälern macht den besonderen landschaftlichen Reiz des Sollings aus, den man im kleinen Rahmen bei einer Wanderung zur Karlsquelle erleben kann.

Märchengrund (Signatur li_1111)

In den 60er und 70er Jahren führte der sonntägliche Spaziergang vieler Hardegser Familien und ihrer Gäste oft in dieses Tal, zumal hier 1962 vom Hardegser Singkreis unter Leitung des Lehrers Berthold Bernd ein Märchengrund angelegt wurde, ein eingezäuntes Areal mit kleinen Häusern und Märchenfiguren. Fünf Jahre später übernahm der Verschönerungs- und Heimatverein die Wartung der Zwergenstadt, die immer wieder mutwilligen Zerstörungen ausgesetzt war. 1976 fand die erste grundlegende Instandsetzung der Anlage statt.

Märchengrund (Signatur li_1114)Märchengrund (Signatur li_1109)

1981 wurde der Märchengrund erneut von Unbekannten zerstört, sie entwendeten oder zerschlugen 30 Figuren. Die noch vorhandenen Häuser wurden 1989 von Vereinsmitgliedern neu gestrichen, die auch die Wegzuführung und die Bänke erneuerten. In den Folgejahren entstand eine neue Zwergenstadt, die wieder ein beliebtes Ausflugsziel wurde.

Märchengrund (Signatur li_0294)Märchengrund (Signatur li_0293)

Im ersten Jahrzehnt der Nullerjahre wütete 2008 der Sturm »Kyrill« auch in den Wäldern im Bereich der Steimke. Baumstämme fielen auf den Märchengrund, Häuser und Figuren zerbrachen, und der Weg zur Anlage war versperrt.
2011 und im Folgejahr leistete der Verschönerungs- und Heimatverein wieder viele Arbeitseinsätze, um die Zwergenstadt instandzusetzen und auch farblich neu zu gestalten. Dann schlug 2015 der nächste Sturm zu und begrub den Märchengrund unter Bäumen.

Märchengrund (Signatur li_1106)

Nach diesen natürlichen Bedrohungen kam Gefahr aus der Bürokratie. Wie für fast alles, so gibt es auch für eine farbliche gestaltete Zwergenstadt mitten im Hochwald eine DIN-Norm bzw. eine Gesetzesvorschrift, die in diesem Fall die ausgewählten Farben als umweltschädlich kategorisierten. Die bunte Zwergenstadt musste entfernt werden.

Wieder wurde der Hardegser Verschönerungs- und Heimatverein aktiv. Er initiierte eine Neugestaltung, die den geltenden Naturschutzbestimmungen entsprechen sollte. Der Bollenser Holzkünstler Uwe Dickewied gestaltete ein lebensgroßes Rotkäppchen, einen Wolf, eine Hexe und einen mystischen Eulenbaum aus Sollingholz. Der Verein finanzierte nicht nur diese Arbeit, sondern auch die Verankerung der Figuren in Sandstein-Fundamenten. Weitere Figuren sollen folgen, für die der Verein um Spenden wirbt.

Märchengrund (Signatur li_1115)

Inzwischen ist die Anlage im dichten Wald freigeschnitten und eine neue Zuwegung angelegt. Bänke und ein steinerner Tisch laden zum Verweilen ein und machen den Karlsgrund zu einem idyllischen Ort für ein Picknick nach erlebnisreicher Wanderung durch das Tal.

Lektorat Susanne Hösel